Es erreichte mich mal wieder ein Newsletter.

Ein neues Rating zu privaten Rentenversicherungen ist von einem unabhängigen Institut veröffentlicht worden. Hinter dem Institut stehen klangvolle Namen und akademische Titel.
Man hat neben der Rating-Tabelle gleich noch ein Online-Quizz erstellt, in dem Privatkunden mit wenigen Klicks das optimale Produkt herausfiltern können.
Mit knappen Angaben zu Lebenssituation (Single, Paar, Familie – jeweils mit/ohne Kindern), Alter und Beruf (selbständig, angestellt, etc.) komme ich zu einem Ergebnis welche Produktkategorien für mich relevant sind.

Dann klicke ich auf eine Kategorie und der Tariffinder stellt mir weitere drei Fragen:

  1. Welcher Anlegertyp bist Du? (sicherheitsorientiert, ausgewogen, renditeorientiert)
  2. Priorisiere die folgenden vier Teilaspekte:
    1. Unternehmenssicherheit
    2. Rendite
    3. Flexibilität
    4. Transparenz
  3. Entscheide Dich für einen Beratungsweg (online, persönlich, egal)

Mit einem Klick auf WEITER bekomme ich ganz konkrete Tarifvorschläge, die zu meinen Angaben (scheinbar) passen.

„Erstaunlich“, sagte das Grüffeltier. (aus: der Grüffelo)

Ich möchte die Ergebnisse gar nicht infrage stellen. Sicherlich sind dort auch einzelne Anbieter dabei, die ich in die engere Auswahl nehmen würde. Darum geht es mir auch gar nicht.
Beginnen wir ganz oben.

Hier ist oben.

Der Computer wird mit folgenden Angaben gefüttert:

  • Lebenssituation
    • ledig (mit/ohne Kinder)
    • verheiratet (mit/ohne Kinder)
  • Altersgruppe
    • 15 bis 25
    • 26 bis 40
    • 41 bis 55
    • 56-70
  • Beruf
    • 450-EUR-Job
    • Arbeitnehmer
    • Selbständig/Freiberufler
    • Beamter

Und damit ist klar, welche Produktkategorien für Dich infrage kommen.
Das macht natürlich überhaupt gar keinen Sinn, weil Dein Leben möglicherweise ganz andere Herausforderungen hat, die sich mit den paar Klicks (Lebenssituation, Alter, Beruf) nicht abbilden lassen.
Grundsätzlich hilft das aber auch gar nicht weiter. Denn die Empfehlungen sind Produktkategorien. Ich kann jede Kategorie anklicken und bekomme weitere Informationen dazu. Wenn es eine Versicherungslösung ist (Basisrente, Private Rentenversicherung, Riester, bAV) kann ich den programmierten Tariffinder nutzen. Und der ermöglicht mir dann unter Zuhilfenahme der weiteren drei Fragen (s.o. Anlegertyp, Prioritäten und Beratungsweg) eine Tarifauswahl. Und zwar die 10 besten Produkte auf Basis meiner Angaben.
Die besten 10 Produkte, nach Auswahl dieser paar kleinen Eckdaten?

„Verblüffend“, sagte das Grüffeltier. (aus: der Grüffelo)

Natürlich ist das blanker Unsinn.
Das wird jeder sofort verstehen.
Dieses unabhängige Institut hat anhand der abgefragtes Vorgaben eine sinnvolle Kategorie ermittelt – die für Maxima Musterfau auch sicherlich optimal ist – und für diese empfohlene Kategorie dann ein Rating gebastelt, das ausgewählte Kriterien mit einer erdachten Wertigkeit versieht. Zu einem Ergebnis kommt das Institut dann ganz einfach: Die ausgewählten Kriterien werden mit der erdachten Wertigkeit belegt und am Ende wird ausgezählt. Wer in dem System die meisten Punkte gemacht hat, kommt in der Hierarchie ganz nach oben.
Für Maxima Musterfrau wurde damit eine passende Analyse gefahren. Für mich nicht. Und für Dich auch nicht. Und für Deine Nachbarin vermutlich auch nicht. Nicht mal für Onkel Max, der zumindest einen ähnlichen Vornamen hat.

Was soll das ganze dann?

Tja… die Frage darf man sich bei Ratings immer stellen. Letztlich gibt es Menschen, die damit ihr Geld verdienen und andere Menschen, die mittels der Rating-Ergebnisse ihre Produkte besser verkaufen können. Und wieder andere, die diese Rating-Siegel als Begründung brauchen, damit sie ein Produkte überhaupt kaufen. Es ist also eine ganze Industrie, die davon lebt.
Und leider kann man meistens nicht einmal Tendenzen aus den Ergebnissen ableiten. Dazu kannst Du Dir mal diesen Artikel durchlesen: Finanztest testet PKV. Da werden sehr leistungsschwache Tarife als Testsieger auserkoren und die wirklich leistungsstarken Versicherungen findet man unter ferner liefen.

Fazit

Du kannst also jetzt aufhören Tests und Ratingtabellen zu studieren. Es bringt Dich nicht weiter. Nutze Deine Zeit stattdessen lieber, um jemanden zu finden, der sich die Mühe macht, Deine Ziele und Vorstellungen herauszufinden. Dann wird die ausgewählte Produktkategorie schon mal sicherer zu dem passen, was Dir wichtig ist und wohin Deine Lebensplanung weist. Wenn derjenige dann auch noch ein bisschen mehr Ahnung von der Thematik hat, wird er Dir Lösungen anbieten, die wirklich zu dem passen, was Du vorhast.

Um eine grundlegende Idee davon zu bekommen, wie das möglich wäre, liest Du am besten direkt hier weiter: Wie Du jemanden findest, der Dich passend berät.

Bleibt gut beraten.