Die Wiederholung eines Klassikers

Oberarzt

Nach 15 Jahren MLP-Beratung kommt ein Oberarzt in die Kanzlei. Um zu verstehen, worum es geht, müssen wir uns knapp 15 Jahre in die Vergangenheit bewegen und die Geschichte dort beginnen.

Irgendwann 2005 in einem Büro eines Vermittlers aus dem Finanzvertrieb. Hier könnte MLP, Deutsche Ärztefinanz, Mayflower, Horbach, A.S.I., oder ein beliebiger anderer Dienstleister genannt werden. Letztendlich ist das Muster und die Beratungs- und Produktwelt relativ ähnlich.

Ein Student der Humanmedizin kurz vor dem PJ wird in die Geschäftsstelle des Finanzberaters geholt. Der Grund ist das Abholen des Jahrgangsfotos, ein PJ-Geschenk, ein Buchgewinn oder ein anderes Lockmittel. Von alleine kommen nur wenige Studierende der Medizin in die Büros der Finanzdienstleister.

Sein Erstkontakt ist das allerdings nicht, er konnte zuvor bereits einen Chirurgischen Wundnahtkurs in der Geschäftsstelle mitmachen und war auch schon für die Eröffnung eines Girokontos dort. Nach dem PJ-Termin geht er mit einem kostenfreien PJ-Versicherungspaket und einer günstigen Auslandskrankenversicherung in sein PJ-Tertial nach Frankreich. Damit fühlt er sich – zusammen mit dem Girokonto, das ihm kostenfreie Bargeldverfügung in Frankreich ermöglicht, gut gerüstet.

Das Angebot zur Berufsunfähigkeitsberatung hat er mutig ausgeschlagen und will sich erst zum Berufsstart darum kümmern.

ein paar Monate vor Berufsstart

Ein paar Monate vor dem Berufsstart, während der Fertigstellung seiner Dr. Arbeit, sitzt der frisch gebackene Arzt wieder bei seinem Finanzberater. Diesmal geht es um die Themen Berufsunfähigkeit und Altersvorsorge, die er durch sein Studium ja schon so lange aufgeschoben hat. Außerdem wird das PJ-Versicherungspaket auf das Berufsstart-Paket umgestellt und sein neuer Versicherungs- und Vermögensordner ist nun bereits mit ein paar erwachsenen Themen gefüllt. Zumindest fühlt es sich so an, wenn man seine ersten Verträge abschließt, die nicht mehr von den Eltern finanziert werden müssen.

In den folgenden Jahren hat er immer mal wieder telefonisch oder persönlich Kontakt mit dem Finanzberater und durch das jährliche Anwachsen seines Gehaltes führt sein Weg in die Private Krankenversicherung und zu weiteren Altersvorsorgeverträgen, die sein Finanzberater individuell für ihn auswählt. Außerdem eröffnet er ein Depot, um auch kurz- und mittelfristigen Zielen, wie der eigenen Immobilie, den Weg zu ebnen.

Facharzt

Mitte 2012 besteht er die Prüfung zur Facharztreife, heiratet und trifft sich daraufhin Ende 2012 wieder mit seinem Berater. Anlass war seine Namensänderung durch die Hochzeit, die er seinem Berater mitgeteilt hat. Daraufhin stellen sie außerdem die Berufshaftpflichtversicherung auf den Facharztstatus um und er bekommt noch eine Altersvorsoge, weil sich sein Gehalt durch den Facharztstatus wieder erhöht hat. Sein Berater informiert ihn noch über aktuelle Marktentwicklungen auf den Kapitalmärkten und er entscheidet sich nach reiflicher Überlegung in 2013 dazu, sein Portfolio, wie auch seine Altersvorsorgen so konservativ wie möglich anzulegen. Die Märkte gingen seit der Finanzmarktkrise relativ beständig bergauf und er möchte das Geld sichern. Außerdem könnte es sein, dass es zukünftig benötigt wird, weil seine Frau zeitnah kein Einkommen mehr erzielen wird.

Oberarzt

Seit Anfang 2015 hat er die offene Oberarztstelle besetzt und meldet sich daraufhin im Laufe des Jahres bei seinem Berater, der ihn in den letzten Jahren nicht kontaktiert hatte, weil er sich melden wollte, wenn Änderungen anstehen. Er wollte keine Altersvorsorge oder sonstige Produkte abschließen, da ihre finanzielle Situation – bei nur einem Einkommen – nicht viel mehr Verträge erlaubte. Er hatte sich allerdings an die Änderung der Berufshaftpflicht nach der Facharztreife erinnert und schrieb seinem Berater daher die E-Mail. Daraufhin wurde seine Haftpflicht auf den neuen Status umgestellt.

Erstkontakt Kanzlei Steinmann

Erstkontakt der Ehefrau des Oberarztes mit der Kanzlei Steinmann als PJ’lerin, während eines Vortrags zu den Missständen in der Finanzbranche bei der Beratung von Ärzten.
Ursprünglich hatte sie geplant, den Berater ihres Mannes zum Berufsstart zu kontaktieren. Selbiges war ihm auch bereits mitgeteilt worden.
Die neu gewonnen Erkenntnisse aus dem Vortrag führten jedoch dazu, dass sie neben einem ersten Termin mit dem Berater ihres Mannes, auch einen KennlernTermin mit der Kanzlei Steinmann vereinbarte.

Oktober: erster Kennlerntermin

Nach dem Termin war sie sich sicher, dass sie ihren zukünftigen Berater gefunden hatte und wir verabredeten einen Finanzplanungstermin. Nachdem sie ihrem Mann ausgiebig von unserem Gespräch berichtet hatte, war er ebenfalls interessiert, eine Zweitmeinung zu seinen Unterlagen zu bekommen.

Januar: Zweiter Kennlerntermin

Situation

  • Oberarzt, zufriedener Kunde im Finanzvertrieb.
  • Vertrauen in den Finanzberater seit knapp 15 Jahren.
  • Hat über die Jahre mehrere Kollegen und Freunde an den Berater empfohlen, die dort ebenfalls Kunden wurden.
  • Er war der Meinung gut aufgestellt zu sein und brachte vier Versicherungs- und Vermögensordner mit in den Termin.

Im Laufe des Gesprächs warf ich einen ersten Blick auf seine Unterlagen.
In einer Viertelstunde kann man – vor allen Dingen, wenn man die Arbeitsabläufe und Standardprodukte der Finanzvertriebe kennt – relativ viele Anmerkungen geben, ohne eine tiefe Analyse machen zu müssen. Im Grunde ist das vergleichbar damit, wenn ein Arzt ein Blutbild vorliegen hat. Aus dem Stegreif wird jeder Internist Stellung dazu nehmen können.

Erste Schnelldiagnose

  • BU-Absicherung – viel zu gering! Abgesichert waren bei einem Monatseinkommen von über 10.000 EUR nur 2.100 EUR.
  • Altersvorsorge – massig! Zahlreiche Verträge, immer derselbe Versicherer, superkonservative Aufstellung der Kapitalanlagen.
  • Private Krankenversicherung – guter Ärztetarif! Zahlreiche diskutable Extras im Vertrag.
  • Depot – Extrem konservativ aufgestellt! Erwartete Rendite zwischen 0-1% bei knapp 244.000 EUR Vermögen.
  • Versicherungen – Privathaftpflicht, Hausrat, Unfallversicherung und Rechtsschutz auf dem Stand von 2008! Seitdem nie wieder vom Berater angefasst und auf einen aktuellen Stand gebracht.
  • Berufshaftpflicht – auffallend hoher Beitrag! Nach ein paar Fragen war klar, dass es falsch abgesichert ist. Zahlt seit 2015 rund 450 EUR pro Jahr zu viel (insgesamt bislang 1.800 EUR). Klärung und Bestätigung meiner Aussage dauerte über seinen alten Finanzberater fast drei Monate.

Die kurze Analyse seiner Verträge und daraus resultierenden Erkenntnisse, die er bislang zu seinen Verträgen noch nicht hatte, führten dazu, dass ich von ihm das Mandat zur Analyse seiner Altersvorsorgeverträge und des Depots bekam.
Parallel dazu lief der Finanzplanungsprozess seiner Frau zum Berufsstart.

Umstellungsprozess abgeschlossen

Der Umstellungsprozess dauerte bis ins zweite Quartal 2019, also insgesamt gute 12 Monate. Vieles wäre sicher schneller möglich gewesen, aber die Trennung von Dingen oder Verträgen fällt dem einen leichter und dem anderen schwerer. Vor allen Dingen die Bindung zu seinem alten Berater dauerte noch einige Monate an. In der Zeit gab es viel zu diskutieren, weil die erarbeiteten Lösungen nicht nur mit mir, sondern eben auch mit dem alten Berater diskutiert wurden, der – natürlich – davon nicht begeistert war.

Ergebnis des gesamten Prozesses

  • Kündigung aller bestehenden Altersvorsorge-Verträge (insgesamt knapp 110.000 EUR Beiträge seit 2006, aktueller Wert rund 95.000 EUR)
  • Optimierung der Privaten Krankenversicherung
  • Optimierung der BU-Absicherung
  • Aktualisierung der Sachversicherungen (Rechtsschutz, Privathaftpflicht, Hausrat und Unfall) und seiner beruflichen Haftpflichtversicherung.
  • Vollständige Neuorganisation des Depots und der bislang gar nicht adäquat erfassten Ziele.
  • Aufsetzen eines passenden Kontokonzepts für beide Partner.

Die kurze Analyse seiner Verträge und daraus resultierenden Erkenntnisse, die er bislang zu seinen Verträgen noch nicht hatte, führten dazu, dass ich von ihm das Mandat zur Analyse seiner Altersvorsorgeverträge und des Depots bekam.
Parallel dazu lief der Finanzplanungsprozess seiner Frau zum Berufsstart.

Besser gleich zum Honorarberater.